Von Oliver Wagenknecht und Thorsten Eisenacker
Das Ergebnis war am Ende fast nebensächlich geworden. Dass der SV Erlbach mit einem sehr souveränen und absolut verdienten 3:0 im Eröffnungsspiel der Fußball-Landesliga Südost gegen Aufsteiger ASCK Simbach perfekt in die neue Saison gestartet ist, rückte angesichts eines schweren Zusammenpralls zweier Gästespieler in den Hintergrund. Innenverteidiger Philipp Karpfhammer und Mittelfeldspieler Michael Spielbauer mussten in der Schlussphase mit blutenden Wunden minutenlang auf dem Rasen behandelt und schließlich ins Krankenhaus gebracht werden. Inzwischen geht es ihnen den Umständen entsprechend wieder besser, wie ASCK-Coach Heiko Schwarz gestern auf Nachfrage des Anzeigers sagte.
Die Partie am Donnerstagabend vor offiziell 740 Zuschauern im Raiffeisen-Sportpark ist längst entschieden, als sich etwa zehn Minuten vor dem Ende der verhängnisvolle Crash ereignet. Für Spielertrainer Schwarz, der sich kurz zuvor ausgewechselt und alles von der nahen Bank aus mitverfolgt hat, „sah die Szene gar nicht so wild aus“. Es sei „nicht mal in vollem Tempo“ passiert, „vielleicht so 50, 60 Prozent“, sagt der Ex-Profi und beschreibt: „Spieli schaut nach links, Karpfi läuft halb rückwärts, sie sehen sich nicht.“
Während die beiden zusammenrasseln, nimmt Erlbachs Johannes Maier – gerade frisch ins Spiel gekommen – den durchrutschenden Ball auf, läuft aufs Tor zu. Am Strafraum legt er sich das Leder einen Tick zu weit vor, sodass der herausgeeilte Gästekeeper Fabian Taube ihm zuvorkommt und klärt. Dann wird das Spiel unterbrochen.
Michael Spielbauer und Philipp Karpfhammer liegen nahe des Mittelkreises am Boden, als Betreuer zu ihnen aufs Feld rennen. Auch SVE-Trainer Jens Kern und Kollege Schwarz sind dabei. Etwas später werden Sanitäter vom Bayerischen Roten Kreuz hinzugerufen. Die Versorgung der Verletzten zieht sich hin, unter den Zuschauern wird es zunehmend ruhiger. Dass viel Blut fließt, lässt sich von der Tribüne aus nicht erkennen, aber alle spüren: Ein „normaler“ Zusammenprall kann das nicht gewesen sein.
Den Ex-Erlbacher Karpfhammer hat’s am Hinterkopf erwischt – Platzwunde. Der 20-Jährige, der im Nachwuchs des SV Wacker Burghausen gespielt hat und nach zwei Jahren im Holzland erst vor dieser Saison nach Simbach gewechselt ist, bekommt sicherheitshalber zur Stabilisierung sogar eine Halskrause angelegt. Mit einem dicken Verband, um den gesamten Kopf gewickelt, wird er schließlich in die Kabine geführt. Michael Spielbauer (31), Cousin des eingewechselten Erlbachers Emanuel Spielbauer, hat sich schon etwas früher aufrappeln können. Auch er mit einer Platzwunde, aber an der Oberlippe. Der Cut zieht sich bis zur Nase. Als die Partie aus ist, treffen ein Notarztwagen und ein Sanka ein.
Die beiden Schwerverletzten werden zunächst im Stadion weiter behandelt, später dann in der Altöttinger Kreisklinik. Routinier Spielbauer ist dort nach Kenntnisstand von Heiko Schwarz noch „bis gegen 1 Uhr nachts“ gewesen. Die „stark geschwollene Wunde“ sei „mit mehreren Stichen genäht“ worden. Dass es sich wie anfangs befürchtet um einen Nasenbeinbruch handeln könnte, hat sich laut Schwarz nicht bestätigt: „Seine Nase ist in Ordnung.“
Auch Karpfhammer gehe es so weit gut, er habe keine Schmerzen, informiert der Coach. Ihm zufolge hat der Youngster erstmal „zehn Tage Pause“ verordnet bekommen, Anfang nächster Woche muss er zum Kontrollbesuch zu seinem Hausarzt.
„Mal sehen, wie’s am Montag ausschaut“, zuckt Schwarz mit den Achseln. Nachdem sein Torjäger Christoph Behr (Schultereckgelenkssprengung) noch für Monate auf Eis liegt, habe man nach den Ausfällen von Spielbauer und Karpfhammer personell jetzt „Riesensorgen“.
Das von den Verletzungen überschattete Spiel war eine sehr einseitige Angelegenheit. Nach einem Erlbacher Kopfballtor von Harald Bonimeier, das der umsichtige Schiedsrichter Florian Böhm aus Wolfratshausen wegen Foulspiels jedoch nicht gab (5.), erzielte in der 11. Minute Marc Bruche per Flachschuss ins kurze Eck den ersten Landesliga-Treffer der Saison 2018/19. Thomas Deißenböck machte mit Toren von der Strafraumgrenze (29.) und per Kopf nach Linksflanke von Bruche (48.) frühzeitig alles klar. Die biederen Simbacher hatten eine kurze starke Phase, in der Jakob Nüßlein zwei gute Chancen vergab (52./59.). Auf der Gegenseite hatte der überragende Deißenböck Pech, als er in der 59. und 79. Minute jeweils den linken Pfosten traf.
Nach den Verletzungen von Spielbauer und Karpfhammer musste der ASCK die Partie zu neunt zu Ende spielen, weil man schon dreimal gewechselt hatte. Die Erlbacher zeigten in den Schlussminuten Gespür für die Situation, gingen nicht mehr auf weitere Tore, sondern passten sich den Ball nur noch locker zu. Fingerspitzengefühl bewies auch der Schiedsrichter: Er pfiff fast ohne Nachspielzeit pünktlich ab.
SV Erlbach: Malec – Penkner, P. Schreiner, Bonimeier – Eimannsberger, Deißenböck, Schwarzmeier, Holzner – Schwedes (60. E. Spielbauer) – Bruche (72. Riedl), Galler (79. Maier).
ASCK Simbach: Taube – Grobauer, Straßer, Karpfhammer, Hofbauer – M. Spielbauer, Nüßlein (67. C. Huber), Schlettwagner – A. Sistek (46. D. Huber), H. Sistek, Schwarz (72. Damböck).
Tore: 1:0 Bruche (11.), 2:0/3:0 Deißenböck (29./48.).
Schiedsrichter: Böhm (Wolfratshausen). – Zuschauer: 740.
Bilder vom Spiel:
https://www.fupa.net/galerie/sv-erlbach-asck-simbach-inn-276807/foto1.html